Sonntag, 11. Dezember 2011

Die tic tac-Lüge

Kürzlich zog ich mir aus einem Süßigkeiten-Automaten im Waschsalon eine Packung tic tac, um für einen Moment der unerträglichen Langeweile, die ein 28 minütiger Trockenvorgang mit sich bringt, zu entfliehen. Etwas irritiert lese ich die Aufschrift »2 Kalorien pro Stück« eines roten, aufgedruckten Banners auf der Vorderseite des Etiketts, und nehme an, es bedeute, dass der Brennwert eines Dragees zwei Kalorien betrüge. Beruhigt stopfe ich mir die Hälfte des PackungsInhalts in den Mund, um mich wenige Augenblicke später unbefriedigt und nach wie vor gelangweilt der Zutatenliste auf der Rückseite zu widmen. Mir wird klar, dass, wie dieselbe enthüllt, und wie ich es bereits angesichts des unpräzise formulierten Satzfragments auf dem roten Banner erahnte, ich das Opfer heimtückischer Täuschung geworden bin. Der Brennwert eines Dragee betrage laut der Zutatenliste nicht zwei Kalorien, sondern das Tausendfache, nämlich zwei Kilo Kalorien. Außer mir vor Wut, wegen dieser Spitzbuben bei Ferrero, stopfe ich mir die andere Hälfte in den Mund und gehe etwas später, wieder besänftigt durch den Gedanke, dass ich erst in einer Woche wieder waschen muss, und der Gewissheit wieder saubere Unterwäsche zu haben, nach Hause.



Das EDEKA-Mysterium

Bis gestern glaubte ich noch, wenn ich, mich fremd schämend und mit Unwohlsein, von dem Lärm, der aus dem ladeninternen Radio dröhnt, durch die Gänge zwischen den Warenregalen gepeitscht werde, während mir das Blut aus den Ohren läuft, dass mein lokaler EDEKA-Markt seine Kunden eigentlich hasst und so schnell wie möglich los werden möchte. Jedoch beschleichen mich dann immer Zweifel und Verwirrung, während ich an der Kasse feststelle, dass ich unter dem Druck mal wieder die Hälfte vergessen habe, da sie doch eigentlich so viele Waren, wie nur möglich an den Kunden bringen möchten. Eine ähnliche Verwirrung überkommt mich immer, wenn finstere Gestalten auf der Treppe vor dem Mietshaus, in dem ich wohne, sitzen und ständig auf den Boden spucken.

Eine Studie der Columbia Business School in den USA brachte nun Aufklärung, indem sie zeigten, dass je entspannter die Kunden durch die Kaufhausmusik waren, desto eher waren sie bereit, mehr Geld auszugeben. Daraus schließe ich, dass mein lokaler EDEKA-Markt nicht möchte, dass sich seine Kunden in Unkosten stürzen, was die Illusion von besonders niedrigen Preisen erzeugen und eine Langfristige Kundenbindung mit sich bringen könnte.

Ziemlich gerissen.